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Fest der Heiligen Familie 1999

Thema: Heilige, heilende Familie?
Ev.: Lk 2,22.39-40
gehalten am 26.12.1999 10:30h ESB
von Eberhard Gottsmann, OStR

 

Evangelium Lk 2,15-20

2,22 Dann kam für sie der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen. 39 Als seine Eltern alles getan hatten, was das Gesetz des Herrn vorschreibt, kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazaret zurück. 40 Das Kind wuchs heran und wurde kräftig; Gott erfüllte es mit Weisheit, und seine Gnade ruhte auf ihm.

Predigt

„Die Mutter, der Vater und das Kind: die Heilige Familie. - Vergiß, was du über sie gehört hast, denn sie war eine ganz und gar normale Familie. Wenn du etwas über sie wissen willst, informiere dich nicht bei denen, die nicht zulassen, daß es eine ganz und gar normale Familie war. Wenn du etwas über sie wissen willst, schau in die eigene Familie und denke nach über das, was du dort erlebst: Verstehen, Enttäuschung, Zuneigung, Ablehnung, Trennung, Umarmung, Zorn, Liebe. Vergleiche dich mutig mit ihr, und halte dich nicht für schlechter. Vergiß, was du über sie gehört hast, sie war eine ganz und gar normale Familie. Deshalb halte sie heilig."

Liebe Christen!

Diese kleine Beschreibung der "Heiligen Familie" hat der Priester Wilhelm Bruners geschrieben, und ich gebe zu, sie überrascht im ersten Augenblick. Immer wieder wurde uns Gläubigen die Vorstellung einer Idealfamilie, eben einer ganz und gar heilen, vorbildlichen Familie eingepredigt. Aber auch die Familie des Josef war eine menschliche, und keine übermenschliche Gemeinschaft; daher wird in ihr alles zu finden sein, was zu einer menschlichen und menschelnden Gemeinschaft gehört.

Die Kluft zwischen Wirklichkeit und Phantasie wird um so größer, je mehr wir die heutige Situation vieler Familien im Hinterkopf haben. Die Zahl der „Halbfamilien", der Alleinerziehenden und die der belasteten Familienverhältnisse nimmt zu. Alle noch so gut gemeinten Ratschläge nützen nichts, weil sie an Ort und Stelle nicht umgesetzt werden können.

Und trotzdem weckt das Wort "Familie" eine innere Sehnsucht, die Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Angenommensein, nach Partnerschaft, nach Anerkanntsein - mit einem Wort: nach Heil.

Dafür ist das heutige Fest eine frohe Botschaft, nämlich die Zusage Gottes:

„Ich kenne euch und euer Leben; ich kenne eure Grenzen und Nöte; ich weiß, was euer Leben schwer macht. Auch ich habe dieses Leben geteilt.
Ich kenne euren guten Willen, aber auch eure Bequemlichkeit, wenn ihr beispielsweise den Videorecorder als 'Erziehungsmittel' statt Zeit und Konsequenz einsetzt.
Ich kenne eure Bereitschaft zur Treue, aber auch euer mangelndes Durchhaltevermögen, wenn die Partnerschaft schwieriger zu werden droht.
Ich kenne eure Freude über Gesundheit und Erfolg eurer Kinder, aber auch eure Sorgen und euren Kummer bei den immer früher auftretenden chronischen Erkrankungen, bei Allergien und Hauterkrankungen eurer Kinder, bei Überaktivität und Versagen in der Schule.
Ich kenne all das, und bin bei euch. Ich verurteile euch nicht trotz eurer Fehler und Egoismen, sondern ich fühle und leide mit euch, weil ich euch liebe. Ihr braucht die Hoffnung und den Mut nicht verlieren; ihr dürft bei mir Geborgenheit und Hilfe erfahren, damit ihr diese Geborgenheit, das Vertrauen und die Hilfe an eure Kinder weitergeben könnt. Ich heile euch immer wieder - wenn ihr das annehmen wollt - damit ihr selbst heil-ig, heilend seid, mein Heil weitergeben könnt!"

AMEN

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