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Altsstadtfest Eschenbach 1. Aug. 1999

Historische Szene vor der Mariensäule anno 1720

(Bilder von Walther Hermann, Eschenbach)

 

Pfarrer Pryschenck
Abt von Speinshart
Bürgermeister und Rat der Stadt Eschenbach
Stadttürmer Schreml
Fuhrleute und Bürger aus Eschenbach

Der Stadttürmer kommt in Eile mit einer Nachricht auf die Treppe des Amtsgerichtes und berichtet, daß sich ein mit einem großen Faß schwer beladener Wagen mit Fuhrleuten der Stadt nähert.

STADTTÜRMER

Holla, ihr werthen Bürgersleut,
vernehmt mein warnend Blasen:
vom Thurme aus, mit scharfem Aug’,
erspäht’ ich frembde Nasen!

An der Kapell’, am Obern Tor,
ein Fuhrwerk kömmt hernieder;
sinds Pfeffersäck’ aus Nuremberg,
sinds Fahrende, sinds Krieger?

BÜRGERMEISTER

Sollt es wohl gar der Fuhrmann sein,
der schon seit vielen Morgen
vom Magistrat ward ausgesandt,
ein Weinfaß zu besorgen?

Kömmt er aus fernem Frankenland,
wo die Barbaren hausen,
die Määfischla in Frangenwein
und Fuhrmannsbraten schmausen?

STADTTÜRMER (spähend)

Er ists! Mit einem großen Faß
der Fuhrknecht kömmt hernieder!
Ich höre schon den rauhen Baß
und seine derben Lieder!

Einzug des pferdebespannten Wagens mit einem großen Faß Wein beladen vom obere Stadttor bei der Bergkirche den Stadtberg hinab bis zur Mariensäule. Vorneweg geht der Stadttrommler und -pfeifer, dem Wagen folgen Bürger von Eschenbach.
Vor der Mariensäule macht der Zug halt.

FUHRMANN:

Holla, ihr Leut, nach langer Fahrt
komm ich nun endlich wieder!
Das Faß, das ich so stolz erwarb,
es holpert’ auf und nieder!

Das Pflaster, das der Bürgerrat
wider Vernunft gesetzet,
dem Frankenwein gar übel tut,
nach dem die Kehle letzet!

Zudem hab ich, hoch auf dem Berg,
kein Plätzlein mehr gefunden,
- dort, wo einmal die Schule steht -
vergeblich dreht’ ich Runden!

Begrüßung durch den Bürgermeister

BÜRGERMEISTER:

Willkommen, lieber Bürger Hans,
du hast gar viel erduldet.
Hast du - nachdem die Kasse knapp -
dem Winzer viel geschuldet?

Erzähle, was dir widerfuhr,
als du den Wein gefahren.
Vermeld dein Freud, verkünd dein Leid,
kurz: was du hast erfahren!

Der Fuhrmann berichtet von einer abenteuerlichen Fahrt ins Frankenland nach Würzburg, wo sie, wie vom Rat beauftragt, ein großes Faß "Marienberger" Wein erstanden - "Wie vom Schullehrer empfohlen" (Hupp!) und dann heimgeholt haben.
Er berichtet von allerlei Erlebnissen auf der Reise durchs Frankenland, u.a. hat er den Bau einer neuen Basilika in Gößweinstein gesehen, die auch für die Eschenbacher einmal eine Wallfahrt wert wäre...

FUHRMANN HANS:

Der Weg durchs wilde Frankenland
war einsam und beschwerlich.
Gar mancher böse Räubersmann
wollt’ werden mir gefährlich!

2. FUHRMANN:

Gar mancher Pfaff war voller Gier,
das Weinfaß zu erwerben;
gar manch’ Scholar sperrt’ mir den Weg,
die Kostbarkeit zu „erben".

3. FUHRMANN:

Gar manche Marketenderin
wollt’ ihre Zeche sparen
und bot mir an - vergebens zwar -
das Fäßchen zu verwahren.

4. FUHRMANN:

Selbst der gestrenge Fürstbischof
schickt’ seine groben Büttel,
die drohten mir - auch das umsonst! -
mit Spießen und mit Knüttel.

FUHRMANN HANS:

Doch treu dem Auftrag unsres Rats
- trotz unkenhafter Schwätzer -,
ist er nun da, der edle Saft:
„Marienberger Krätzer".

Mag er auch scheußlich sauer sein,
dafür steh ich nicht grade.
Schulmeister Hupp empfahl ihn mir -
empfehl’ ihn eurer Gnade!

Der Bürgermeister dankt den Fuhrleuten für die Erfüllung des Auftrags und erbittet eine Probe des neuen Weines, welchen er für gut befindet und dem Pfarrer Pryschenk, den Stifter des Marienbildnisses, einen Ehrenbecher reicht.

BÜRGERMEISTER:

Brav, guter Hans, sehr gut gemacht!
Ich will dir innig danken!
Hast eine hehre Tat vollbracht,
botst Trutz den wilden Franken!

Nun stoße gleich das Spundloch auf,
denn warten kann ich nimmer!
Laß kosten mich das edle Naß -
ein Frankenwein schmeckt immer!

(Er kostet den Wein)

Hei, das ist gut! Hei, schmeckt das fein!
Noch einen Schluck aus Franken!

(Er trinkt nochmals)

Doch nun zum hochwürdigsten Herrn,
dem wir den Anlaß danken!
Auch Ihnen sei ein „Vivat, hoch"!
Denn ohne Ihre Spenden
gäbs keinen Anlaß für dies Fest,
und Hansen auszusenden!

Den Ehrenbecher reich’ ich dar
dem Spender, dem Mäzene!
Mög dieser Trunk zum Wohle sein
und ohne stumpfe Zähne!

(reicht dem Pfarrer einen Becher mit Wein)

Der Pfarrer, der aus Kirchenthumbach stammt, begründet seine Stiftung "Marien zur Ehr, der Stadt zur Zierde".
Auch der Abt des Marienklosters von Speinshart lobt das Werk und den Wein, der besser sei, als das, was in der Speinsharter "Weinleiten" oder am Eschenbacher "Weinberg" angebaut wird.

PFARRER:

„Servus servorum" - sagt Herr Christ,
„bin ja nur euer Sklave!"
Ein Hirte bin ich, mehr doch nicht,
zu hüten meine Schafe.

Doch euch zu Nutz, und Gott zur Ehr,
hab ich mich kurz entschieden,
dies Bildnis unsrer Lieben Frau
euch Schäflein zu entbieten!

Vergänglich ist, wie Jahr und Tag
ich in der Predigt lehrte,
der schnöde Mammon allzumal
auf dieser sünd’gen Erde!

Entscheidend nämlich ist allein
für uns das ew’ge Leben,
und Geld ist schließlich dazu da,
es fröhlich auszugeben!

ABT:

Halt ein, mein Sohn! So ist es nicht,
denn du mußt auch bedenken,
wenngleich das Geld vergänglich ist,
muß mans nicht gleich verschenken!

Seit Jahren sammeln wir dafür,
das Kloster zu sanieren.
Mit solchen Reden könntest du
die Leute bloß verführen,
mit leichtem Sinn und Übermut
und zu vergnügtem Leben
das ganze hartverdiente Geld
nur sinnlos auszugeben!

Im übrigen erinnre ich:
seit langen, langen Zeiten
ist Eschenbach uns untertan
und Speinshart sollt’ es leiten!

So ist im Grund das Fäßchen mein.
Habt ihr es wohl vernommen?
Zumindest steht mir rechtens zu
ein Krüglein zu bekommen!

Den Arm der Inquisition
laß ich auch jetzt euch spüren:
als Abt von Speinshart muß ich schon
den Wein hier inquirieren.

(Er trinkt lang und ausgiebig)

Das ist ein Trank! Man könnte fast
ein wenig neidisch werden.
So üppig sprießt die Rebe nicht
auf Speinsharts magrer Erden!

Nachdern alle den Wein für gut befunden haben, verkündet der Bürgermeister, daß alle Eschenbacher zur Feier der Errichtung des Marienmonumentes teilhaben sollen an dem guten Festtropfen zu einem "wohlfeilen" Preis. Allgemeiner Jubel. Musik.

BÜRGERMEISTER:

Wohlan, verehrte Bürgerschaft!
So laßt uns fröhlich trinken!
Der rare, edle Rebensaft
soll jedem Bürger winken!

Wohlfeil - trotz aller Rezession -
soll uns dies Weinlein munden!
Ich wünsche euch - und auch dem Abt -
noch viele schöne Stunden!

 

Eberhard Gottsmann, OStR

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