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Gründonnerstag 1999

Thema: Freundschaftsbund mit Gott, der Jesu Blut "kostet"
Lesg./Ev.: 1 Kor 11, 23-26
von Eberhard Gottsmann

Lesung 1Kor 11,23-26

23 Denn ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe: Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, 24 sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis! 25 Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sprach: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis! 26 Denn sooft ihr von diesem Brot eßt und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.

Predigt:

Liebe Christen!

Zu einem Vorgesetzten in höherer Position kann man unterschiedliche Beziehungen haben. Da gibt es die Kriecher, die Schleimer, die Bücklinge, die Speichellecker, die am liebsten einen Salto schlagen möchten, um ja jeden Wunsch und Gedanken des Chefs zu erfüllen.

Da gibt es - und das ist sicher die "normale" Einstellung - die Korrekten, die Loyalen, die sich an die Regeln, die Vorschriften des Betriebes halten und darauf achten, daß sie dem Vorgesetzten keinen Anlaß zur Kritik oder gar zum Tadel geben.

Und der seltenste Fall: hin und wieder einmal steht jemand auf vertrautem, sogar freundschaftlichem Fuß mit dem Boß; und in diesem Fall wird der Untergebene sicherlich aus Freundschaft und Dankbarkeit so gut arbeiten, wie er nur kann.

So ein Verhältnis zum Übergeordneten ist aber - wie gesagt - ein Ausnahmefall. Ein gesetzestreues Verhalten, das innerhalb der gesteckten Grenzen so bequem und angenehm wie möglich verfährt, ist die Regel.

Genau diese Einstellung scheint die Mehrheit des Volkes Israel gehabt zu haben. Gott hat sich dieses Volk erwählt, er hat einen Pakt, einen Bund mit ihm geschlossen - und dieser Vertrag hing davon ab, ob die Partner das Gesetz hielten. Ein Verhältnis also, das man ein wenig mit Staatsverträgen vergleichen kann. Bricht ein Partner den Bund, zieht der andere seine Zusagen zurück. Aufgrund dieses Alten Bundes konnten die Menschen Gott nur fürchten - keiner konnte das Gesetz bis ins letzte erfüllen. Alle versagten ohne Ausnahme; Furcht vor Strafe, ein schlechtes Gewissen über das eigene Versagen war das Fundament dieser Verbindung.

Durch Jesus änderte sich das Verhältnis zu Gott grundlegend: aus der unpersönlichen, legalistischen Beziehung wird eine freundschaftliche - die Menschen können nun zu Gott wie zu einem Vater und nicht mehr wie zu einem Richter oder Betriebsleiter.

Wodurch wurde dieser Neue Bund möglich? Jesus sagt es uns immer wieder: weil Gott uns liebt. Sein Reich ist das Reich der Liebe und des Friedens - wo Liebe und Güte sind, da ist auch Gott. Für diese Botschaft tritt er mit seiner ganzen Person ein, und wenn es sein Blut "kostet", sein Leben. Und es wird ihn sein Leben kosten, wie wir wissen. Denn viele wollten die Liebe nicht annehmen, weil sie sonst auch selbst alle Menschen hätten lieben müssen.

Jesus hat auch gezeigt, daß die Liebe das Wichtigste ist. Sie ist wichtiger als jedes "Anständigsein" und alle Gesetzestreue. Denn Anständigsein und Gesetzestreue ist nur soviel wert, als mit ihnen Liebe verwirklicht wird, "Krücken für die Liebe" sozusagen. Es ist klar, daß diese Einstellung alle die aufgebracht hat, die nur gesetzestreu waren, aber keine Liebe hatten. Und wo keine Liebe ist, dort ist Haß; wo kein göttliches Leben ist, da ist Tod. Daher mußte Jesus sterben: "Wir haben ein Gesetz, und nach diesem Gesetz muß er sterben" - man muß sich das vorstellen! Gerade das Gesetz, das Gott den Menschen gegeben hat, damit sie zu ihm finden, dient nun dazu, ihn und seine Liebe abzulehnen, ja den Boten seiner Liebe zu beseitigen.

Für diese Botschaft ist Jesus freiwillig in den Tod gegangen; er hat sich geopfert aus Liebe - für die Liebe.

Seitdem wissen wir: nicht mehr Gesetze und Gebote dürfen unser Verhalten bestimmen, sondern Freundschaft, Liebe und Dankbarkeit.

Wissen wir das wirklich? Glauben wir nicht vielmehr immer noch, Gott unsere "guten Werke" vorrechnen zu müssen? Haken wir nicht immer ängstlich die Zehn Gebote ab, damit uns Gott ja nicht am Ende unseres Lebens bestraft? Pfarrer Elmar Gruber hat einmal gesagt: "Die Liebe Gottes ist an keine Bedingung geknüpft - sie verlangt aber das Herz des Menschen. ... Wenn jemand sagt: "Du mußt die Gebote halten, dann darfst du auf Gott vertrauen", der zerstört das Vertrauen.

Der Neue Bund: ein Bund des Vertrauens zwischen Gott und uns Menschen, ein freundschaftliches Verhältnis zwischen IHM und uns - als äußeres Zeichen dafür empfangen wir den Leib Christi, des Boten, der uns diese Freundschaft überbracht hat.

AMEN

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